„Wollen wir mal zu dir?“
„Das geht nicht.“
„Wieso?“
„Ich wohn‘ nicht allein.“

Wenn ein Mann diesen Dialog mit zwei Personen hintereinander führt, könnte das auf ein fatales Beuteschema hinweisen – oder auf eine Liebesgeschichte der etwas anderen Art. Schon lange nicht mehr hat mich ein Film so berührt wie „Drei“, den ich neulich im „Erotischen Salon“ von Silke Maschinger und Enno Peters im Movimento sah.

Die Handlung in Kürze: Mann und Frau sind seit 20 Jahren zusammen, dann kommen die Diagnose Hodenkrebs, ein Todesfall und ein fremder Mann: Adam. Hanna (Sophie Rois) lernt ihn auf einem Kongress kennen, Simon (Sebastian Schipper) trifft ihn im Badeschiff und… nun ja, hier geht es für deutsche Kinoverhältnisse ungewöhnlich weiter…

Beide verlieben sich in ihn – kein Wunder: Denn das Lächeln von Adam-Darsteller Devid Striesow lässt die Konventionen nur so dahin schmelzen, weil es bezaubernd sanft, spitzbübisch und geheimnisvoll zugleich ist.

Als Simon sich fragt, ob er denn jetzt schwul sei, antwortet Adam: „Du musst dich nur von deinem deterministischen Biologieverständnis frei machen“. C’est ça. Aber wie erklärt man es dem anderen, dass man das Biologieverständnis für sich neu definiert? Simon und Hanna entscheiden sich dafür, es vor dem anderen geheim zu halten. Bis es herauskommt…

Im Kinosessel schwankte ich emotional zwischen Entsetzen über den Egoismus der beiden, dann wieder Verständnis und Bewunderung. Ich hielt mir verschämt die Hand vor die Augen und lachte unheimlich herzhaft. Keine 08/15-Komödie, sondern mal wieder eine richtige Geschichte. Eine, die durch eine faszinierende Bildsprache und ungewohnt knappe Dialoge besticht. Wie sehr mich der Film beeindruckt hat, merkte ich heute Nacht, als ich noch einmal davon träumte. Mein Fazit: unheimlich inspirierend, lustig und nachdenklich machend, ohne in den Pathos eines Gender-Seminars an der Uni zu verfallen.
 

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