Herr Rach, können Sie mal kommen?
Dienstag, April 19th, 2011Es ist so eine Sache mit spontanen Ausflügen – in unserem Fall: Potsdam, Park Sanssouci. Wenn man am Samstag um 10 Uhr aufsteht und noch die „Scrubs“-Wiederholung sehen muss, kommt man auch erst um 12 Uhr los. Ohne Frühstück, versteht sich. Eine Reise zu den abenteuerlichen Kochkünsten einer Potsdamer Lokalität.
Nach einem kleinen Stau, in den wir 5 Minuten nach der Auffahrt auf die Autobahn gerieten, erreichten wir nach etwa einer Stunde Potsdam. Hatte ich schon gesagt, dass das ein spontaner Ausflug war, also ohne Karte und ohne Ahnung, welche Ausfahrt man in Potsdam nehmen muss? Wir entschieden uns für Potsdam-Drewitz und ließen uns von meinem Handy-Navi lotsen. Das geht aber nur so lange gut, wie man seinen leeren Magen nicht merkt. „Vielleicht können wir erstmal halten und was essen?“, fragt Sven. Ja, wenn man wüsste, in welche Richtung die Fußgängerzone ist – und wie die Straße heißt. Schiffbauergasse hatte ich zumindest mal gehört – also in die Richtung, bis es Läden gab. Aber da gab’s keine Parkplätze. Dafür einen Haufen lustiger Verkehrsführungen, die genauso spontan und planlos waren wie wir.
Gottlob wies uns unser „B“-Kennzeichen als hinreichend ortsfremd aus, so dass der eine oder andere abrupte Spurwechsel folgenlos blieb. Überhaupt sind Potsdamer Autofahrer sehr nett – denn im Gegensatz zu Berliner Autofahrern kennen die wenigstens die Bremsen und verzichten auf die gehupte „Volltrottel“-Botschaft.
Nach einer halben Stunde Stadtrundfahrt hatten wir endlich einen – natürlich kostenpflichtigen – Parkplatz. Essen? Mittlerweile war es halb zwei, na, und vom Park wollten wir auch noch was sehen… Da kam das Schnellrestaurant doch gerade recht, zumal Thai-Hühnchen angeboten wurde.
Vielleicht war ich durch die Verkehrsführung mental überlastet, denn nach der Bestellung bei der etwas zu gleichgültigen Bedienung dämmerte mir erst, dass die Chicken Nuggets auf der Speisekarte und das Thai-Hühnchen einen gewöhnungsbedürftigen Kontrast bilden… Et voilà : Es kam ein Thai-Hühnchen à la Potsdam, Am Kanal: Ein geformter Reishaufen am Tellerrand, Gemüse-Kunst aus Kopfsalat und grüner Gurke, eine hellbraune Sauce mit den roten Stückchen, die den Bestandteil „Sweet Chili Sauce“ aus dem Asia-Supermarkt verrieten, und: ein Stück Broiler-Putenbrust!!! Geschmacklich ein tatsächlich gewöhnungsbedürftiger Kontrast.
Vielleicht der USP dieser Lokalität? Während Sven seine (wirklich leckeren!) Pommes (mit Mayo statt des bestellten Ketchups) kaute und ich im Broiler piekte, stellten wir uns vor, wie Christian Rach den Laden auseinandernimmt. Sicher hätte mein Kochsendungsheld aus den Besitzern herausgequetscht, ob sie es schau finden, wenn der Tee bereits mit schwimmendem Beutel und vor allem mit dem leeren (!) Verpackungsbriefchen unterm Glas serviert wird? Mir fehlte zu dieser Frage schlicht die Chuzpe. Sicher hätte er auch nicht so viel gegessen wie ich. Aber so ist das, wenn der Magen knurrt, Am Kanal in Potsdam.
P.S.: Sanssouci war wunderschön, besonders bei dem schönen, frühlingshaften Wetter.