Meine Schwester wies mich darauf hin: In der Medienwelt macht das Wort „Flugschnee“ die Runde. Egal, wohin man guckt, wo man hört, wo man liest, der böse Flugschnee ist plötzlich da! Gänzlich überraschend hat er sich schon ca. 1 Woche lang in ganz Deutschland (ja, sogar auch in anderen Ländern, selbst in jenen, die nicht ans Schengener Abkommen angeschlossen sind!) breit gemacht. In Massen! Es starben sogar Menschen und egal, ob Schiene, Flugzeug oder Straße, viele Menschen hängen fest, müssen in Zügen, in ihren Autos, auf Bahnhöfen oder Flughäfen in mehr oder weniger großer Kälte ausharren, übernachten.

Schweinerei. Wie kann das nur passieren? Die ganze Welt redet über Klimaerwärmung, den dazugehörigen Weltuntergang in 2012 – und dann solch ein Wetter. Schnee im Dezember? Das geht doch gar nicht!

Um das Phänomen angemessen zu beschreiben, bleibt nur die politisch korrekte Bezeichnung „Flugschnee“. Der böse, böse Flugschnee. Früher – damals, in der Zeit vor der Klimaerwärmung, als die Deodorants noch in Sprayflaschen mit FCKW geliefert wurden, zu den Zeiten, als Atomdissens weder zum Ausstieg noch zu regenerativen Energieträgern führte, wohl aber zu Kohlekraftwerken, als die Ölkrise überwunden schien, als Autos 15l/100km im Drittelmix verbrauchten und als es zum guten Ton gehörte, dass jeder einen Kombi oder zumindest eine gebrauchte Limousine fuhr, als niemand Müll trennte oder gar recyclete und Bier sowie die gute Cola in sauber einzeln produzierten Alu-Dosen in den Haushalt kamen, damals war die Welt noch in Ordnung Niemand malte Weltuntergangsszenarien. „Freie Fahrt für freie Bürger!“. Autobahnbau und Individualismus. Ja, damals war ein Winter noch ein Winter. Schnee war normal, kein böser Flugschnee. Man rechnete mit ihm und die Autobahnmeistereien – die Institutionen, die gleichsam den Individualismus zu verteidigen hatten – hatten aufgestockte Salzvorräte. Wen interessierte schon der saure Regen oder der kaputte Wald?

Klar, wenn es mit der Erklärung von „Klimageschehen“ so einfach wäre, dann wäre das Thema „menschgemachtes Klima?“ „Müssen/sollten wir was ändern?“ fernab politischer Klüngeleien zumindest im wissenschaftlichen Umfeld beendet und den genannten politischen Interessensträgern fehlten die Argumente. Ich erinnere mich daran, dass schon zur Zeit meines Studiums in den Kreisen, in denen ich verkehren durfte, die Aussage „Wetterextreme würden global in Intensität und Häufigkeit zunehmen“ Standard war. (Randnotiz: Wir warten im Augenblick nur noch auf die Ausrottung der Menschheit, um den letzten, statistisch korrekten Beweis zu erhalten.)

Naja. Es wird genügend Statisten^WStatistiker geben, die das aktuelle Wetter für völlig normal halten. Und hätte ich jetzt ein Bier in der Hand, würde ich sagen „Prost!“ Recht haben sie. Endlich mal wieder weiße Weihnachten… Hoffentlich werden auch mal wieder ein paar von den Parasiten dezimiert, die in den letzten viel zu kurzen, dafür viel zu milden Wintern scharenweise überlebten.

Völlig unabhängig davon: Hört auf, den Schnee Flugschnee zu nennen. Und einigt euch verflucht noch mal auf dem nächsten Klimagipfel nicht auf eine Fortführung von Kyoto, sondern zur Abwechslung mal auf was vernünftiges. Danke.

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